Evidenz 2018

Diptychon
MDF, Karton, Digitaldruck, Akrylfarbe
je 40 cm x 60 cm

Unmittelbar zu sehen bekommen wir zwei zusammenhängende aber sehr unterschiedliche Bilder, ein Diptychon. Links führt der Blick in einen Laubwald, auf eine grüne Lichtung vor der wir selbst als Betrachter zu stehen scheinen. Eine grüne Blätterwand, ein natürliche Räumlichkeit, ein behaglicher und beruhigender Ausblick.

Rechts ist eine malerische monochrome Farbfläche zu sehen, sie hat einen stumpfen aber intensiven rot-rosa Farbton. Die farbige Fläche bildet einen stark belebenden Kontrast zum Waldmotiv. Es ist eine genau abgestimmte komplementäre Beziehung – eine Verbindung die gleichermaßen aufspannt und hält. Auch der räumliche Eindruck kehrt sich um, die angedeutete unmittelbare Räumlichkeit des Waldes geht über in eine zeitliche Wirktiefe. Dem äußeren Raum tritt ein innerer Wirkraum gegenüber. Eine Wechselbeziehung, eine Umkehrung die sich nur eröffnet, wenn man sich dem Eindrucksstrom (verinnerlichte Räumlichkeit) kurzfristig entzieht.

Am unteren Bildrand erfassen wir das Wort „Evidenz“ in Grau. Der Begriff „Evidenz“ (lat. evidentia = Offensichtlichkeit und lat. videre = sehen, erkennen) verweist zunächst umgangssprachlich also auf ein Augenscheinliches, im philosophischen Diskurs sogar auf eine unmittelbare spontane Gewissheit. Evident ist dort, was nicht bewiesen werden muss.

Vielleicht geht es aber hier im Bild auch eher um eine Wertfrage, die schon in der menschlichen Natur des Sehens angelegt ist und nach dessen Evidenz wir im ästhetischen Diskurs fragen sollten? Ein Phänomen, das in mir ein nachhaltiges Staunen erzeugt und welches mich immer wieder auf die sehr grundsätzliche Frage des sinnlichen Bezuges zu einem jeweils „Anderen“ oder eines „Vorhandenen“ führt.

© PRHS _ Juni 2018